»Am Anfang jeder Neuerung steht die Bereitschaft zur Veränderung«

Bereits im Frühjahr 2020 war ich mit einem Beitrag zu Gast in der Mitarbeiterzeitung der Kreissparkasse. Geschrieben hatte ich den Beitrag Anfang März, kurz nachdem klar war, dass Covid-19 eine Veränderung mit sich bringen würde. Wie groß diese aber sein würden, konnten wir uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausmalen.
Inzwischen ist klar, dass unser Leben durch einen unvorhersehbaren äußeren Einfluss verändert wurde. Doch auch wenn unsere Ordnung ins Wanken geriet und wir unsere Komfortzone gefühlt täglich neu definieren müssen – Veränderung bringt immer auch Chancen mit sich. Und genau darüber durfte ich in einem Interview mit Nicole Westhauser sprechen:

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Mein Angebot an Sie

In unseren Workshops erfahren alle Workshopteilnehmer:innen durch Übungen aus der Kommunikation und der Improvisation, welche Chancen durch eine gesunde Unternehmens- und Kommunikationskultur in Ihrem Unternehmen entstehen können. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter und Kollegen, die Komfortzone zu verlassen und zeigen Sie Ihnen, dass Sie bereit sind in die Zukunft des Unternehmens und damit in die Zukunft der Menschen in Ihrem Unternehmen zu investieren. Ob im Rahmen einer Keynote oder als praktischer Workshop – wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme und darauf, Sie auf Ihrem Weg begleiten zu dürfen!
Für mehr Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung – schreiben Sie uns direkt an: info(at)teamprovisation.de

Das Interview in Textform

Raus aus der Komfortzone

DIE CORONA-KRISE ZEIGT, WIR MÜSSEN UNS IMMER WIEDER AUF (SCHNELLE) VERÄNDERUNGEN EINSTELLEN. DOCH WIE GEHEN WIR DAMIT UM? ALS MENSCH NEIGEN WIR EHER DAZU, ALTE GEWOHNHEITEN BEIZUBEHALTEN UND UNS DAMIT IN SICHERHEIT ZU WIEGEN. TOBIAS KARRER, TEAMENTWICKLER, NEUDENKER UND IMPROVISATIONSSCHAUSPIELER, VERRÄT UNS SEINE GEHEIMTIPPS.

Warum fallen uns Veränderungen immer so schwer?«

TOBIAS KARRER: Veränderungen, egal ob wir sie selbst anstreben oder ob sie uns von anderen Umständen oder Personen auferlegt werden, haben immer damit zu tun, die eigene Komfortzone zu verlassen.

Wir Menschen sind „Gewohnheitstiere“ und streben in der Regel immer auch nach Sicherheit. Beim Verlassen der Komfortzone müssen wir uns diesen Urinstinken entgegenstellen.
Je nach Situation, Lebenslage, Grund der Veränderung oder Motivation zur Veränderung fällt uns das mal leich-ter und mal schwerer. Auf jeden Fall ist der Umgang mit Veränderungen sehr subjektiv und unterscheidet sich von Person zu Person.

Warum sind Veränderungen wichtig?«

TOBIAS KARRER: Ich glaube, diese Frage kann man nicht pauschal beantworten. Es gibt Menschen, die sich in ihrer Komfortzone sehr wohl fühlen und die aus ihrer ei-genen Perspektive heraus keine Veränderung brauchen oder diese nicht als wichtig einstufen.
Andere wiederrum streben gefühlt nach kontinuierlicher Veränderung und wollen ihre Komfortzone immer wieder erweitern.
Klar ist aber, dass wir, ob wir wollen oder nicht, tagtäglich einer Vielzahl von Veränderungen ausgesetzt sind, die wir gar nicht selbst verantworten. Sei es eine Baustelle auf dem gewohnten Weg zur Arbeit, eine neue Aufgabe im Beruf, die Auswirkungen der Digitalisierung, eine Änderung von Familienverhältnissen und vielem mehr.
Ob diese Veränderungen wichtig sind oder nicht, ist in meinen Augen zweitrangig. Viel interessanter ist, wie wir grundsätzlich mit dem Thema Veränderung umgehen.

Wie erkennt man, wann es Zeit für eine Veränderung ist?«

TOBIAS KARRER: Als Idealist kann es da für mich nur eine Antwort geben: Wenn ich selbst mit einer Situation nicht zufrieden bin, liegt es an mir eine Veränderung anzustreben. Aber bitte nicht falsch verstehen: Nur weil mir das Parfum meines Schreibtischnachbarn nicht gefällt, muss eine Veränderung nicht gleich den Jobwechsel bedeuten. Eine Veränderung beginnt zunächst in meinen Augen immer mit dem Akzeptieren. Wenn ich selbst akzeptiere, dass es etwas gibt, das mich stört, kann ich handeln und aktiv werden. Wenn ich solche Umstände aber klein ma-che oder ablehne, werde ich immer nur reagieren können und werde damit zum Spielball.
Der richtige Zeitpunkt für Veränderungen ist in meinen Augen daher immer jetzt – auch wenn Veränderung viel-leicht sogar bedeutet, eine Situation einfach nur zu akzeptieren und damit an sich selbst etwas zu ändern.

Was macht Veränderung und Wandel mit einer Person?«

TOBIAS KARRER: Das Verlassen der Komfortzone – egal ob selbst motiviert oder fremdbestimmt – liefert uns neue Erfahrungen auf unterschiedlichsten Ebenen. Jede neue Erfahrung, die wir in der Vergangenheit durch Wandel und Veränderungen gemacht haben, hat dann wieder Auswirkungen auf unsere Gegenwart und unsere Zukunft.
Ein Beispiel: Sie werden eingeladen in ein indisches Restaurant und hatten davor noch keinerlei Begegnung mit der indischen Küche. Unabhängig davon, ob Ihnen das Essen schlussendlich geschmeckt hat oder nicht, werden Sie in der Zukunft beim Thema indisches Essen aufgrund eigener Erfahrungen mitsprechen können. Und vielleicht lernen Sie im Restaurant jemanden kennen, finden Gefallen an der Küche oder sogar der Kultur. Jeder kleine Schritt raus aus unserer Komfortzone hat einen Einfluss auf uns als Mensch. Es öffnet neue Türen und schließt vielleicht auch ein paar alte wie beispielsweise Vorurteile. Aus meiner Erfahrung heraus lässt sich sagen: Je weiter man raus aus der Komfortzone geht, desto größer ist der Entwicklungsschritt.

Haben Sie Tipps, wie man mit Veränderungen besser umgehen kann?«

TOBIAS KARRER: Wie vorher bereits erwähnt, ist das Akzeptieren von Veränderungen für mich der erste Schritt. Dieses Akzeptieren einer Situation – es geht an dieser Stelle nicht um richtig oder falsch – habe ich beim Improvisationstheater gelernt und inzwischen verinnerlicht. Tritt eine Veränderung auf, versuche ich nach bestem Wissen und Gewissen die neue Situation erstmal zu akzeptieren. Das ermöglicht mir im Anschluss selbst aktiv zu werden und meinen Umgang mit der Situation zu steuern.
Auch hierfür habe ich ein Beispiel: Komme ich beim Improvisationstheater auf die Bühne mit der Idee, in der laufenden Szene den Ehemann meiner Kollegin zu spielen, werde dann von ihr aber mit den Worten „Hallo, mein Sohn“ begrüßt, muss ich diese Ansprache blitzschnell akzeptieren. Ich muss es nicht gutheißen – vielleicht hatte ich eine geniale Idee als Ehemann – aber, wenn ich an dieser Stelle blocke („Wieso sagst du Sohn zu deinem Ehemann?“) wäre die gesamte Geschichte kaputt und unsere Rollen unglaubwürdig. Im echten Leben kann mein Chef mit einer unbeliebten Aufgabe auf mich zugehen. Das kann ich dann sofort scheiße finden und mich selbst damit negativ beeinflussen, oder aber ich akzeptiere die Situation und versuche, dann diese aktiv zu gestalten. Das klappt wahrscheinlich nicht sofort und vielleicht auch nicht immer. Man kann es aber üben und es hat einen enormen Effekt auf den Umgang mit Veränderungen.

Keine Angst vor dem Scheitern: Gehört das auch zum Wandel dazu?«

TOBIAS KARRER: Scheitern ist bei vielen Menschen immer noch ein rein negativ behafteter Begriff. Und natürlich macht es niemandem Spaß zu scheitern. Aber Scheitern ist ein elementarer Teil von Wandel, Entwicklung und Fortschritt. Wir Menschen scheitern im Kindesalter unzählige Male beim Versuch, die ersten Schritte zu gehen. Wären wir nicht bereit Risiken einzugehen, würden wir heute nicht aufrecht gehen, hätten keinen Strom oder würden nicht mit Booten auf dem Wasser fahren. Immer wieder scheitern Menschen, um sich oder etwas zu verändern und um den Wandel aktiv zu gestalten. Das Scheitern selbst ist dabei aber nur ein erster Schritt im Prozess. Genauso wichtig ist die Reflexion nach dem Scheitern. Die anschließende Frage nach dem „Warum“ liefert uns die Chance, dem Ziel näher zu kommen. Wer jedoch bereits Angst hat zu scheitern, wird den zweiten Schritt dieses Prozesses gar nicht erst erreichen. Es braucht daher Mut, um seine Komfortzone zu verlassen und Mut zu scheitern.

Wie gehen Sie mit der Standard-Antwort „So haben wir es immer gemacht“ um?«

TOBIAS KARRER: Das ist eine von zahlreichen sogenannten „Killerphrasen“. Wie mehrfach erwähnt, sind wir kontinuierlich mit Veränderungen konfrontiert. Diese Veränderungen haben Einfluss auf alles was und wie es bisher war. Dinge, die man also schon immer so gemacht hat, könnten schon morgen eben anders und besser gemacht werden. Zumindest lohnt es sich, sich selbst, seine Haltung sowie Prozesse immer wieder zu hinterfragen und zugänglich für Neues zu sein. Ich persönlich freue mich immer wieder über Killerphrasen, weil sie mich dazu anspornen zu beweisen, dass es schon immer nicht gut gemacht wurde oder eben heute anders und besser geht. Zusammenfassend kann ich nur jedem ans Herz legen, sich für Veränderungen und Wandel zu öffnen. Mit Sicherheit ist nicht alles, was Neues um die Ecke kommt, gut, aber genauso ist nicht alles Neue direkt schlechter. Akzeptieren und dann eine eigene Meinung bilden und diese gegebenenfalls hinterfragen sorgt in meinem Leben für spannende Begegnungen, kleine und große Abenteuer und viel Freude im Leben.

Wie kann man als Mitarbeiter und/oder Führungskraft aktiv zum Erfolg eines Veränderungsprozesses beitragen?«

TOBIAS KARRER: Hier spreche ich in meinen Workshops von TEAMPROVISATION immer von „2V+S“. Die beiden „Vs“ stehen für die Begriffe Vertrauen und Verantwortung. In Veränderungsprozessen, mehr noch als im „Normalzustand“, ist Vertrauen zwischen den Menschen ein ungemein wichtiges Gut und ein Faktor, der über den Erfolg von Veränderungen entscheiden kann. Das „S“ steht für Selbstvertrauen. Das kann dabei nur entstehen, wenn Vertrauen als Basis vorhanden ist. Wenn ich also als Kollege oder als Führungskraft von meinen Mitmenschen mehr Selbstvertrauen einfordere, muss ich ihnen Vertrauen entgegenbringen. Aus gegenseitigem Vertrauen und aus daraus resultierendem Selbstvertrauen steigt dann auch die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
Und auch wenn das jetzt natürlich viel zu kurz kommt: Je größer die Veränderung, desto wichtiger ist der Faktor Kommunikation! Aktuell haben viele Menschen Angst und Sorgen, wie es aufgrund der Corona-Krise weitergehen soll. Ich kann nur empfehlen: Kommunizieren Sie Ihre Sorgen und Ängste. Sprechen Sie Ihren Menschen im Umfeld und auch mit Ihren Führungskräften. Sie können die Probleme eventuell nicht direkt lösen, aber oftmals finden sich im Gespräch auch alternative Lösungsansätze oder sogar Gleichgesinnte.

Vielen Dank für das Interview«
Das Interview führte Nicole Westhauser

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